Biotin gehört zu den B-Vitaminen und ist an wichtigen Körperprozessen beteiligt. Ein Mangel tritt selten auf, kann sich aber bei bestimmten Ernährungsgewohnheiten einstellen.
Biotin, auch Vitamin H oder Vitamin B7 genannt, ist ein wasserlösliches B-Vitamin. Es wird mitunter als Schönheitsvitamin bezeichnet, weil es für den Erhalt normaler Haut und Haare wichtig ist, spielt aber noch bei weiteren Körperprozessen eine Rolle. Wie alle Vitamine des B-Komplexes fungiert es als Coenzym-Vorstufe und hilft dabei, bestimmte Enzymreaktionen in Gang zu setzen. So hat es beispielsweise eine Funktion beim Kohlenhydrat-, Fett- und Eiweißstoffwechsel, indem es an der Bildung von Glukose, am Auf- und Abbau einiger Fettsäuren und am Abbau einiger Aminosäuren beteiligt ist.
Zwar wird Biotin im menschlichen Körper von Darmbakterien selbst gebildet, allerdings nur in geringem Anteil, der für die Biotinversorgung insgesamt unerheblich ist. Diese wird primär durch die Ernährung sichergestellt. Da Biotin in vielen pflanzlichen und tierischen Lebensmitteln vorkommt, ist es sehr unwahrscheinlich, dass es ernährungsbedingt zu einem Mangel kommt, wenn man ausgewogen und abwechslungsreich isst. So ist Biotin beispielsweise in Leber, Eigelb, Nüssen und Pilzen, aber auch in Tomaten, Spinat und Fisch enthalten. Nichtsdestotrotz kann es bei bestimmten Ernährungsgewohnheiten oder auch Erkrankungen passieren, dass dem Körper weniger Biotin zugeführt wird, als er benötigt.
Wie kann ein Biotinmangel entstehen?
Ein Biotinmangel kann auf verschiedene Weise entstehen. Eine Ursache kann beispielsweise ein genetisch bedingter Biotinidasemangel sein. Dabei handelt es sich um eine vererbte und angeborene Stoffwechselerkrankung, bei der die Aktivität des Enzyms Biotinidase verringert ist. Biotinidase wird gebraucht, um dem Körper Biotin zur Verfügung zu stellen, indem es das Vitamin aus Proteinen freisetzt. Das geschieht innerhalb eines körpereigenen Recyclingprozesses, der eine ausreichende Versorgung mit Biotin sicherstellen soll. Ist das Enzym nur eingeschränkt funktionsfähig, kann das dazu führen, dass nicht genug Biotin bereitgestellt werden kann und ein Mangel entsteht.
Eine weitere mögliche Ursache sind ungünstige Ernährungsgewohnheiten. So kann ein Biotinmangel im Fall einer sehr einseitigen Ernährung entstehen, bei der verstärkt rohe Hühnereier bzw. rohes Eiklar konsumiert wird. Das hat damit zu tun, dass in Eiklar ein Protein namens Avidin enthalten ist. Dieses hat die Eigenschaft, Biotin fest zu binden, so dass es vom Körper nicht mehr aufgenommen werden kann. Das betrifft nicht nur das Biotin, das über die Nahrung aufgenommen wird, sondern auch das, was von den Mikroorganismen in der Darmflora gebildet wird. Das Problem lässt sich umgehen, indem man die Eier bzw. das Eiklar vor dem Verzehr kocht oder anderweitig erhitzt. Dadurch denaturiert das Avidin und kann nichts mehr ausrichten.
Faktoren, die einen Biotinmangel begünstigen können, sind darüber hinaus ein übersteigerter Alkoholkonsum, extreme Mangelernährung, Magersucht, Erbrechen, Rauchen und die Einnahme bestimmter Medikamente wie Antikonvulsiva (gegen epileptische Anfälle) oder Antibiotika, die die Resorption von Biotin behindern.
Das sind die Symptome bei Biotinmangel
Liegt ein Biotinmangel vor, kann sich das anhand unterschiedlicher Symptome äußern, die teilweise denen eines Zinkmangels ähneln. Mögliche Erscheinungen sind schuppige Haut, Hautentzündungen und Überproduktion von Hautfett, dünner werdendes Haar und zunehmender Haarverlust (Alopezie), brüchige Nägel, eingerissene Mundwinkel und Bindehautentzündungen. Auch psychologische und neurologische Symptome können sich mit der Zeit entwickeln und sich in depressiver Stimmung, Lethargie, Sensibilitätsstörungen, Koordinationsstörungen und Halluzinationen äußern.
Was die Diagnostik betrifft, so kann ein Biotinmangel anhand von Urinuntersuchungen im Labor nachgewiesen werden. Zu Therapiezwecken wird meist die Einnahme von Biotinpräparaten verordnet. Eine Nahrungsergänzung zur Vorbeugung eines Biotinmangels ist für gesunde Menschen, die sich ausgewogen und abwechslungsreich ernähren, nicht erforderlich.
Zwar kann der Bedarf an Biotin bei guter Versorgungslage und einem gesunden Lebensstil meist problemlos gedeckt werden, es schadet jedoch nicht, den Bedarf im Blick zu behalten und gegebenenfalls ärztlich abklären zu lassen, ob der Körper mit allem versorgt ist, was er braucht.